Schottland / Islay 2017 (3)

 

Tag 8: Bowmore & Ardbeg

Nachdem wir genug Vorräte für die nächsten 3 Tage ins Wohnmobil geladen haben und der Bowmore Distillery einen Besuch abgestattet hatten, ging es weiter Richtung Südküste Islays. Vorbei am Flughafen und an Torffeldern erreichten wir Port Ellen. Mit Port Ellen verbinden Whiskyfreunde in aller Welt weniger den Ort als die still gelegte, zum Kultstatus erhobene Brennerei. Aber dazu später mehr, erstmal weiter Richtung Osten, vorbei an Laphroaig und Lagavulin zu Ardbeg. Bei Ardbeg war an diesem Tag "die Hölle los". Der Tastingroom und das Cafe platzten aus allen Nähten. Jackie Thomson, die Visitors Center Managerin, begrüßte uns kurz und erklärte uns, dass es selbst für August extrem busy wäre. Also gut, wir wollten sowieso erst mal was essen. Im Ardbeg Cafe hatten wir ca. 30min Wartezeit auf einen Tisch, aber die war es wert! Wir haben vorzüglich gegessen und können einen Besuch wärmstens empfehlen! Anschließend dürften wir uns einer sogenannten ArdBig-Tour anschließen. Hier bekommen die Besucher einen Einblick in den Produktionsprozess der Destillerie mit anschließender Verkostung verschiedener Ardbeg-Whiskys unter anderem in Kombination mit Blauschimmel-Käse (Blue Stilton). Diese Tour solltet ihr unbedingt buchen, wenn ihr Ardbeg besucht. Sie lohnt sich aus unserer Sicht absolut und ist unsere Ardbeg-Tour-Empfehlung!

Fotografieren ist während der Tour nur teilweise möglich, u.a. im Warehouse (wo die Verkostung stattfindet) verboten. Dies wird bei Ardbeg recht streng umgesetzt. Die Tourguides haben hierbei keinen Spielraum. Da Jackie in Abwesenheit des Managers (Mickey war im wohlverdienten Urlaub) die ranghöchste Mitarbeiterin war, lag die Entscheidung bei ihr. Wir sollten warten, bis die letzte Tour des Tages vorbei war. In dieser Zeit haben wir uns das Brennereigelände angeschaut und haben die durchaus hübsch herausgeputzte Destille mit vielen schönen Details genossen. Dann hat Jackie uns nochmals die heiligen Hallen des Warehouses geöffnet und wir dürften fotografieren, haben noch ein paar interessante Infos zu Ardbeg bekommen und den ein oder anderen Dram genossen.

  Der Hof der Ardbeg-Distillery mit alter Brennblase

 

  Eingang zum Ardbeg-Cafe mit Shop

 

  Das "Ale", aus dem durch Destillation Whisky entsteht

 

  Einer von uns musste das "Ardbeg-Ale" aus dem Bottich probieren. Paul war der "Glückliche"...

 

  Hier endet die ArdBig-Tour. Zur Probe gab es u.a. Alligator, Supernova, Ardbog, Corryvreckan und Uigeadail.

 

  Wer genießt nicht gerne in solcher Atmosphäre einen Abenddram?


In der folgenden Nacht haben wir die Destillerie gut bewacht und sind am nächsten Morgen zur Nachbardestillerie Lagavulin gefahren. Hier fanden wir direkt gegenüber der Brennerei einen Platz, auf dem wir unser Wohnmobil bis zum nächsten Tag stehen ließen.

 

Tag 9: Lagavulin & Laphroaig

Es war wie im Paradies. Gestern die tollen Erlebnisse besonders bei Ardbeg und jetzt warteten Lagavulin und Ardbeg auf uns. Wow! Gegen 9:15 Uhr nach einem guten Frühstück (Grundlage ist wichtig für solche Tage!) raus aus dem Wohnmobil, über die Straße und direkt rein zum kleinen Visitors Shop von Lagavulin.

 

  Blick vom Eingang des Visitors Center auf unser Wohnmobil

 

Hier begrüßte uns die seit 2010 für Lagavulin verantwortliche Distillery Managerin Georgie Crawford und wir mussten gleich die Feis Ils, die Jazz Festival und die Distillery Exclusive Abfüllungen probieren. Das alles in einem wunderschön für Besucher eingerichteten Raum. Ein Auftakt nach Maß für unseren letzten "richtigen" Islay-Tag.

 

  "Unser Wohnzimmer" bei Lagavulin

 

Dann wurden wir von Keith (den wir schon von Caol Ila kannten / Diageo-Mitarbeiter wechseln öfters mal den Arbeitsplatz zwischen Caol Ila und Lagavulin) abgeholt und durften uns der morgentlichen Warehouse Experience Tour anschließen. Auf diese Tour freuten wir uns sehr, da es hier exzellente Whiskys direkt vom Fass geben sollte und wir die Möglichkeit hatten, die Lagavulin Legende Iain McArthur kennen zu lernen. Also raus aus den Ledersesseln, schnell durch die morgendliche Islay Sommerfrische (gefühlte 7 Grad) hinein ins etwas wärmere Warehouse. Dort saßen schon ein paar Freunde des Lebenswassers und blickten erwartungsvoll auf die fünf vor ihnen liegenden Fässer und auf Iain McArthur, der uns kurz begrüßte und dann ging es auch schon los...

 

  Iain McArthur präsentiert das "Setting" der Warehouse Experience

 

Wer sich die Whiskys auf der präsentierten Liste anschaut, kann sicher erahnen, wie unsere Stimmung an der 100%-Marke kratzte. Iain erzählte über Lagavulin, über sich und über jeden präsentierten Whisky vor und während des Tastings. Es war interessant, seine Geschichten oft zum mitlachen und die Stimmung wurde von Whisky zu Whisky immer besser. Der 5-jährige und der 13-jährige waren schon gut, aber mit dem 19-jährigen starteten wir in Richtung Spitzenklasse. Der 35-jährige war absolute Weltklasse. Ein Whisky, der an Port Ellen erinnerte (Iain arbeitete übrigens 13 Jahre bei Port Ellen, bevor er zu Lagavulin kam). Mit Sicherheit einer der besten Drams, die ich jemals genießen durfte. Und das behaupte ich nicht, weil mir die Ehre zuteil wurde, den Whisky persönlich aus dem Fass ziehen zu dürfen.

 

  Svenson darf den 1982er Lagavulin für die Teilnehmer aus dem Fass ziehen

 

Der 1982er war der Höhepunkt und mehr als würdevoller Abschluss der Warehouse Experience. Wer Lagavulin besucht und außerhalb der bekannten Abfüllungen etwas Einzigartiges erleben will, dem sei dieses Tasting (keine Tour! / es geht direkt ins Warehouse) ans Herz gelegt.

Wir hatten dann noch ein paar Minuten Gelegenheit mit Iain über Lagavulin und über seine persönlichen Whiskyvorlieben zu sprechen (deutsches Bier mag er übrigens, in Deutschland war er aber noch nie), bevor wir uns auf einen kleinen Spaziergang zu Laphroaig aufmachten.

 

  Lagavulin liegt wunderschön an einer kleinen Bucht an der Südküste Islays...

 

  ...Laphroaig nur wenige Buchten weiter westlich und nicht weniger eindrucksvoll.

 

Wettermäßig hatten wir mal Glück während unseres Spaziergangs zwischen Lagavulin und Laphroaig. Wir erreichten trockenen Fußes die westlichste der drei Südküstenbrennereien auf Islay.

  Hübsch gestalteter Außenbereich vor dem Zugang zum Laphroaig Visitor Center

 

Tourguide Sherylyn zeigte uns die Brennereigebäude und den Produktionsprozess. Auch wenn man schon viele Destillerien gesehen hat, gibt es doch immer etwas Neues zu entdecken. Und schließlich gehört eine Besichtigung des königlichen Whisky-Hoflieferanten einfach zu einer Islay-Tour dazu!

 

Ofen für Torffeuer, welches den typischen Laphroaig-Geschmack (mit) beeinflusst

 

Die nicht weniger wichtigen Brennblasen

 

Laphroaig hat noch einen eigenen Mälzboden, welcher aber bei unserem Besuch gerade nicht genutzt wurde. Dafür konnten wir u.a. die beeindruckenden Brennblasen bewundern. Eine schöne Geste für die Friends of Laphroaig (FOL), die nahe der Destille auch ihren Square Foot (Quadratfuß) Land besuchen können und ihren Dram als jährliche Rente bekommen, sind die an vielen Stellen der Brennerei aufgemalten Sprüche, die die FOL online aus aller Welt an die Brennerei geschickt haben.

Spruch eines Friend of Laphroaig

 

Nach der "technischen" Brennereiführung ließ es sich John Campbell nicht nehmen, uns für unseren Fotoreport ins Warehouse No.1 zu führen. Er hat übrigens eine besondere Affinität zum 10-jährigen Laphroaig, da dieser die Destillerie am ehrlichsten und besten repräsentiere (wobei wir ihm nicht widersprechen). Uns ließ er den Cairdeas 2017 probieren, da es sich um einen fassstarken Quarter Cask handelt, der bekanntlich einer unserer Lieblingswhiskys ist.

Distillery Manager John Campbell mit Whiskydream vor dem Warehouse No.1 von Laphroaig

 

John Campbell zieht für uns eine Fassprobe / Im Hintergrund eine von mehreren Infotafeln, die den Produktions- und Reifungsprozess erklären

 

Dann bekamen wir natürlich noch das im Warehouse liegende Fass, welches Prince Charles 1978 für sich abfüllen durfte. Leider hat John gut aufgepasst, so dass wir keine Probe abzapfen konnten.

Das wohl berühmteste Fass auf Islay

 

Fazit: Ein Besuch bei Laphroaig lohnt sich für jeden Whiskyfreund. Wir empfehlen hier ruhig die Standardtour, welche einen guten Einblick (auch für erfahrene Maltheads) bietet.

Wobei wir schon beim Fazit sind... Dies war die letzte Islay-Destille, welche wir in diesem Jahr besuchten. Irgendwann kommt eben der Moment des Abschieds. Wir sind uns einig, dass es hoffentlich nur ein Abschied auf Zeit ist! Islay ist einfach DIE Whiskyinsel und bietet zumindest dem Liebhaber rauchig-torfigem Whiskys unvergleichliche Möglichkeiten nicht nur zum Stillen seines Wissensdurstes. Auf der Rückfahrt von Port Ellen nach Kintyre blickten wir zurück auf Islay und die Überreste der ehemaligen Port Ellen Distillery, welche in den nächsten Jahren wieder aufgebaut werden und zum Leben erweckt werden soll. Viele sagen, dass die Uhren auf Islay langsamer laufen, als anderswo. Das mag noch für ein viele Ecken und Bereiche der Insel stimmen, aber die Whiskyindustrie haben wir hier voller Visionen, Pläne und schon im Umbruch befindlich erlebt. Wir sind gespannt, wie der Einfluss in- und ausländischer Großinvestoren die Insel verändern wird.

Unser Versprechen an den Fährmann von der Hinfahrt haben wir übrigens eingelöst und er freute sich über unser Wiedersehen auf der Fähre und den mitgebrachten Laphroaig.

 

Blick von der Fähre auf die Reste der ehemaligen Port Ellen Distillery und die große Malzfabrik, welche mehrere Brennereien auf Islay versorgt

Bis bald und danke Islay mit deinen Bewohnern für viele unvergessliche Augenblicke!!!