Schottland / Islay 2017

 

Im Sommer 2017 fand unsere lang geplante erste gemeinsame Schottlandtour statt. Mit riesiger Vorfreude packten wir das Wohnmobil und dann ging es über Rotterdam-Hull nach Edinburgh zu unserer ersten Station. Für den Linksverkehr in Verbindung mit den vielen Kreiseln benötigt man etwas Eingewöhnungszeit, dann klappt es aber ganz gut.

 

Tag 1: Edinburgh

In dieser wunderschönen Stadt ist eigentlich immer etwas los. Auch wenn grade kein Festival stattfindet, ist die Innenstadt voller Menschen, Kleinkünstler, Musiker usw. Ein Besuch ist absolut lohnenswert für jeden Schottlandreisenden!

Wir hatten Glück mit dem Wetter und einen schönen Nachmittag/Abend in Edinburgh. Empfehlenswert für Whiskytrinker sind die Shops im The Scotch Whisky Experience (Nähe Castle) und The Whisky Shop (Victoria Street), mit der eigenen Loch Fyne Serie. Hier kann man außerdem viele Whiskys probieren.

 

Tag 2: Pitlochry

Am zweiten Tag ging es nach Pitlochry, Richtung Norden zum Fuße der Highlands. Pitlochry ist ein wunderschönes kleines Städtchen, das ebenfalls gerne von vielen Touristen besucht wird. Unser Hauptziel war allerdings die nahe gelegene Edradour-Distillery. Nachdem Paul und Lui letztes Jahr die Bilder (besonders der Bar -> Schottland 2016) und meinen Bericht vom Besuch der Destille gesehen bzw. gehört hatten, war klar, dass wir dieses Ziel gemeinsam ansteuern mussten.

Also parkten wir unser Wohnmobil in der Nähe des Bahnhofs (vom Bahnhof Hauptstraße Richtung Edinburgh, dann zweite oder dritte bei Parkplatzschildern  rechts ab, dann wieder rechts auf den Parkplatz). Hier darf man gegen eine geringe Gebühr auch über Nacht mit dem Wohnmobil stehen. Dann bei schönstem Wetter (auf der Fahrt nach Pitlochry regnete es noch...) zu Edradour auf einem wunderschönen, ausgeschilderten Weg gewandert. Dort führte uns John, den ich schon vom letzten Jahr kannte, durch die Brennerei. Es wirkt wie in einem Museum. Alles ist schön hergerichtet und viel, viel kleiner als bei fast allen anderen schottischen Destillerien.

 

 

  Paul, John und Lui im Shop

 

  Edradour ist die kleinste legale Destille in Schottland.

 

  Wären die Brennblasen noch kleiner, würden sie als mobil eingestuft und damit illegal...

 

Nach unserer Tour hatten wir leider nur noch knapp 30 Minuten in der wunderschönen Distillery-Bar. So mussten wir halt etwas schneller als gewohnt probieren... Besonders gelungen fanden wir den Edradour Marsala aus der "Straight from the Cask"-Reihe, von dem wir eine Flasche als Ergänzung unserer Reisebar kauften. Die Distillery-Bar ist von Auswahl und Preis-Leistung aus unserer Sicht (und für schottische Verhältnisse) absolut empfehlenswert. Da können die meisten Brennereien nicht mithalten! Aber plant auf jeden Fall viel mehr Zeit ein. Überzeugt Euch selbst...

 

Tag 3: Fahrt nach Campbeltown

Auf der Fahrt entlang des Loch Tay und Loch Lomond sowie durch die Highlands wollten wir eigentlich Fotos machen. Allerdings durchkreuzte das schottische Wetter unsere Pläne. Es regnete dauerhaft... Und doch hatten wir Glück! Bei unserer Ankunft auf der Halbinsel Kintyre zeigte sich auf einmal wieder die Sonne. Wir hatten auf einem Campingplatz nördlich Campbeltown gebucht und wurden nicht enttäuscht. Unser Platz war direkt etwa drei Meter über dem Strand mit Blick auf den Süden Islays, auf Gigha und die Paps of Jura. Nachts konnten wir (bei klarer Sicht) einen Leuchtturm in Nordirland sehen. ...und das alles aus dem Wohnmobil...

  Kleiner Campingplatz in Traumlage

 

  Abendstimmung mit Blick auf Islay

Dieser Ausblick steigerte unsere Vorfreude auf den nächsten Tag ins Unermessliche.

 

Tag 4: Islay / Bunnahabhain

Auf der Fähre von Kennacraig nach Port Askaig nutzten wir die Zeit zu einem durchaus leckeren Mittagessen. Kein Vergleich mit dem Überlebensfood auf der Fähre Rotterdam-Hull! Weiterhin lernten wir einen Fährmitarbeiter kennen, der 1985-1990 in Deutschland stationiert war. Er gab uns ein paar Tipps zu Islay, dafür versprachen wir ihm eine kleine Whiskyprobe auf der Rückfahrt mitzubringen.
Die Fähre legte pünktlich am kleinen Hafen von Port Askaig an und wir machten uns auf den Weg zur Bunnahabhain-Distillery, wo wir einen Termin mit dem Distillery Manager Andrew Brown verabredet hatten. Schnell fanden wir neben der Destille einen kleinen Parkplatz direkt am Meer, der für die nächsten beiden Nächte unser Quartier sein sollte.

Andrew begrüßte uns in seinem Büro (mit einem Traumblick aufs Meer und auf Jura), bevor er uns "seine" Destille auf einem Rundgang ausführlich erklärte. Andrew, der seit 1993 in verschiedenen Funktionen bei Bunnahabhain arbeitet, berichtet uns, dass in der 1881 gegründeten Brennerei insgesamt 19 Personen beschäftigt sich. Neben ihm und einer Verwaltungsangestellten arbeiten bie Bunnahabhain zehn Personen in der Produktion, zwei im neu gestalteten Visitors Center sowie fünf Tour Guides.

Die Produktionsmaschinen sind zum Teil historisch, aber noch voll funktionsfähig und in Betrieb.

  Andrew präsentiert stolz die einzigartige, uralte Getreidemühle

 

  Maischbottich (Mash Tun), in dem Malz-Schrot mit heißem Wasser vermischt wird,um eine zuckerhaltige Flüssigkeit zu erzeugen

 

  Paul und Svenson bekommen die Kühlmethode erklärt (im Hintergund der riesige Mash Tun)

 

  Die riesige Brennblase wurde bereits mehrfach Stück für Stück erneuert. Dies führt neben hohen Kosten zu einem mehrwöchigen Produktionsausfall.

 

Interessant war auch, dass Bunnahabhain die einzige Brennerei auf Islay ist, die ihr Quellwasser nicht nur bei der Abfüllung zum Verdünnen der Whiskys auf Trinkstärke, sondern auch beim gesamten Produktionsprozess verwendet. Nach dieser äußerst informativen Tour (ähnlich ist wahrscheinlich die buchbare Managers Tour, die mit einer Verkostung im Warehouse endet), wollte Andrew uns noch ein paar besondere Drams in seinem Büro präsentieren. Das konnten wir schließlich nicht ablehnen...

  Andrew an seinem Schreibtisch

 

Wir starteten mit Andrews Lieblingswhisky, dem 18-jährigen Bunnahabhain. Ein schöner, runder, salzig-süßer Whisky. Dann holte er aus seinem Schrank ein paar 0,2l-Samples von Einzelfässern und wir probierten Whiskys aus Sherry-, Rotwein- und Rumfässern sowie einen torfigen Bunna aus einem Sauternesfass, der so oder ähnlich demnächst auf den Markt kommen soll. Dazu erzählte Andrew Geschichten und Anekdoten aus seiner Zeit bei Bunnahabhain. Uns war hier schon klar, dass diese Begegnung nur schwer zu toppen sein wird. Auf die Probe aus dem Rotweinfass möchte ich noch etwas näher eingehen. Wir probierten zuerst einen Dram, dann schüttelte Andrew die Flasche und wir probierten dagegen. Es war faszinierend, wie unterschiedlich der Whisky schmeckte. Der Ungeschüttelte war süß, mit Karamell- und Toffeenoten. Durch das Schütteln verteilten sich die Sedimente der Fassprobe wieder gleichmäßig in der Flasche und kamen so ins Glas. Dieser roch und schmeckte alkoholischer, salziger und vor allem waren mehr Geschmackselemente wahrnehmbar. In einer Blindverkostung hätte man klar auf unterschiedliche Whiskys getippt.

Nach zweieinhalb Stunden und vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen ging Andrew in den wohlverdienten Feierabend, während wir den Abend am Strand vor der Destille bei dem ein oder anderen Dram ausklingen ließen. Was für ein Auftakt unserer Islay-Tour!

 

  Abschiedsfoto Whiskydream mit Distillery Manager Andrew Brown

 

  Dämmerung am Pier von Bunnahabhain

 

 

Tag 5: Islay / Caol Ila

Nach einer relativ kurzen Nacht war für diesen Tag eine Wanderung von Bunnahabhain zur Coal Ila Brennerei und zurück geplant. Also erst mal lecker Kaffee und Frühstück im Wohnmobil. Nachts hatte es teilweise heftig geregnet, doch als wir aufbrachen, schien die Sonne.

  Morgenstimmung nahe der Bunnahabhain Distillery mit Blick auf die Paps of Jura

 

Leider waren Schwärme von kleinen Mücken (Midges) unterwegs, die uns den ganzen Tag begleiten sollten. Immer dann, wenn es grade nicht regnete oder kein Wind herrschte, schwirrten die Viecher um uns herum und ärgerten uns mit ihren Bissen (bevorzugt um die Augen, Ohren und am Hals). Aber egal, wir waren ja nicht wegen der Mücken hier. Also auf gings, die schmale Straße entlang Richtung Port Askaig. Unterwegs kamen wir an der Baustelle der Ardnahoe Distillery vorbei, die 2018 eröffnen soll. Viel gab es noch nicht zu sehen, nur ein Schild und jede Menge Baufahrzeuge, die das Gelände planierten.

 

Nach ein paar Kilometern sind wir dann an einer Farm vorbei Richtung Küste abgebogen. Das Wetter wechselte alle 5-10 Minuten zwischen Sonnenschein, Regenschauern und Bewölkung. Das hatte zur Folge, dass wir recht durchnässt bei Caol Ila ankamen. Der äußere Eindruck der Brennerei läßt direkt vermuten, dass hier sehr große Mengen an New Spirit gebrannt werden...

   Islays größte Destillerie von außen  (c) by Diageo

 

Also direkt rein in das sehr kleine Visitors Center, wo uns Justina herzlich empfing. Justina organisiert die Touren bei Caol Ila und führt das Visitors Center. Bei unserem Besuch Ende Juli war sie hochschwanger und wollte eine Woche später in Mutterschutz gehen. Wir wünschen ihr und ihrem Baby alles Gute!

Raus aus den nassen Regenjacken und auf ging es zur kleinen Probe der flüssigen regionalen Spezialität.

  Keith mit einer Auswahl von Caol Ila Whiskys

 

Die Distillers Edition war ein gelungener Start. Höhepunkte waren aber für uns die Distillery Only Abfüllung und der 17-jährige unpeated. Der Distillery Only ist auf 3000 Flaschen limitiert und eine Vermählung dreier Fässer, wovon eines ein Rotweinfass war. Der 17-jährige unpeated wird nicht weiter auf den Markt gebracht, sondern ist bereits durch einen 15-jährigen unpeated ersetzt worden.

Einen besonderen Dank an Justina für die vielen Informationen und die zur Verfügung gestellten Fotos. Hier noch ein paar Impressionen von Caol Ila.

  Gewaltige Brennblasen.  (c) by Diageo

 

  Traumhafter Ausblick...    (c) by Diageo

 

  Am "Safe" wird der Vor-, Mittel- und Nachlauf getrennt.   (c) by Diageo

 

Auf dem Rückweg nach Bunnahabhain haben wir noch schnell einen Hügel erklommen und die traumhafte Aussicht genossen.

  Blick von Islay nahe der Ardnahoe Distillery (bzw. deren Baustelle) auf Jura

 

  Zurück am Wohnmobil. Die Kapuze war Mückenschutz...

 

Den Abend haben wir aufgrund der Mücken größtenteils im Wohnmobil verbracht. Mückenschutz wurde ganz oben auf den Einkaufszettel für den nächsten Tag gesetzt.

 

Fortsetzung: cms.whiskydream-de.webnode.com/events/schottland-islay-2017-2/